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Bartgeier

Bartgeier (Gypaetus barbatus)

Der Bartgeier ist einer der seltensten Raubvögel in Europa. Er bewohnt ausschließlich gebirgige Gegenden (500 - 4.000 m). Er ist normalweise oberhalb der Baumvegetation anzutreffen, in rauher Landschaft mit steilen Abhängen und Gebirgsweiden.

bartgeier

Seine hauptsächliche Nahrungsquelle sind die Knochen toter Tiere (kleiner bis mittelgroßer), nach denen er alleine oder paarweise sucht. Der Bartgeier verteidigt riesige Territorien, in denen Paare nisten und Junge aufziehen. Ein Bartgeierpaar duldet selten die Anwesenheit anderer erwachsener Artgenossen in seinem Territorium.

BESCHREIBUNG Der Bartgeier erreicht eine Körperlänge von 1,10 m (Kopf bis Schwanzspitze), seine Flügelspanne beträgt 2,8 m, er wiegt zwischen 5 bis 7 kg. Der ausgewachsene Vogel ist leicht zu erkennen an seinen langen, spitzen Flügeln und dem gypaetus barbatuskeilförmigen Schwanz; seine Körperform erinnert allerdings eher an einen großen Falken als an einen Geier. Seine Brust und die nach unten gewandten Körperteile sind normalerweise tief orange gefärbt.

Der Bargeier erwirbt diese Farbe, indem er sich an eisenoxydhaltigen Kalkfelsen reibt. In Gegenden, in denen Kalkfels kein Eisenoxyd enthält, ist der Unterkörper des Vogels normalerweise "schmutzig weiß". Am Kopf, nahe beim Schnabel, hat der Vogel einen langen Federbüschel, der wie ein Bart aussieht. Dieser charakteristische "Bart" gibt dem Vogel seinen wissenschaftlichen Namen, Gypaetus Barbatus.

VERBREITUNG Der Bartgeier ist der seltenste der vier Geierarten, die es in Europa gibt. Er ist anzutreffen in den Pirenäen (Spanien-Frankreich, 77 Paare), auf Korsika (8 Paare) und auf dem Balkan (2-3 Paare) während in den Alpen, wo die Spezies wieder eingeführt wurde, 50 Einzeltiere und 2 Paare existieren. In Griechenland gibt es einige Einzeltiere in der Region Sterea Ellada, in Makedonien und Thrakien, während die größte Population auf Kreta anzutreffen ist. Die Population der Bartgeier auf Kreta ist die einzige lebensfähige in Griechenland und auf dem Balkan und besteht aus der größten Gruppe der Art in Europa und weltweit.

BIOLOGIE - VERHALTEN Der Bartgeier bewohnt das Hochgebirge (1.500 - 4.000m), aber im Winter, wenn die Berge schneebedeckt sind, lebt er auf geringerer Höhe (500 - 800 m). Er nistet im Winter von Mitte Dezember bis Ende Januar in kleinen Höhlen in Felsklippen oder in Schluchten mit steilen Abhängen. Das Weibchen legt zwei Eier und bebrütet sie 55-57 Tage. Jedoch wird, wie bei den meisten Raubvögeln, nur ein Junges flügge. Das Junge ist flügge gegen Ende Juni oder Anfang Juli und und braucht mindestens sechs Jahre bis zur Fortpflanzungsreife. Das Paar braucht ein Territorium von 200 bis 400 km, deshalb ist die Verteilung der Art sehr spärlich.

In den ersten Jahren ihres Lebens bewegen sich die Jungvögel über große Distanzen, kehren aber in der Regel zur Brut zurück in die Gegend, aus der sie stammen. Im Gegensatz dazu verlassen erwachsene Vögel fast nie ihr Territorium, um an einem anderen Ort zu nisten, auch nicht in den Nachbarbergen.

bartgeier kretaDer Bartgeier ist das einzige Tier, das sich fast auschließlich von Knochen ernährt (70 - 90% seiner Nahrung). Auf Kreta nennen ihn die Hirten "Knochenfresser" ("kokalas"), wenn sie die charakterische Weise sehen in der der Vogel seit alten Zeiten die Knochen bricht. Er wirft die grösseren Knochen aus großer Höhe auf Felsenhänge, um sie zu brechen und folgt ihnen sofort in einem charakteristien Spiralflug. Wenn der Knochen nicht beim ersten Mal bricht, wird die Methode solange wiederholt, bis der Knochen endlich bricht. Der Vogel isst dann die Knochenstücke, beginnend mit dem Knochenmark. Kleine Knochen werden ganz geschluckt, da die Magensäfte des Bartgeiers so stark sind, dass Knochen verdaut werden können. Diese Ernährungsweise wirkt seltsam, aber nach der Verdauung sind Knochen ein sehr nahrhaftes Futter; zusätzlich muss der Vogel nicht mit futterneidern und Konkurrenz rechnen.

GEFAHREN - BEDROHUNGEN. Die Hauptbedrohung der Art ist Futtermangel, illegal ausgelegte Giftköder für Wölfe, Füchse, Schakale und Krähen, Zerstörung oder Verminderung des Vorkommens und verbotene Jagd. In Griechenland-Festland war der Hauptgrund für den Niedergang der Art der Futtermangel wegen des Rückgangs der Beweidung, der Gebrauch von Giftködern für große Raubtiere und Verluste in der Landschaftsnutzung durch Minenbau, Wintersportzentren und Hotels.

Andererseits sind auf Kreta die Hauptbedrohungen der Art die illegale Jagd und die hochgradige Unruhe, besonders in den letzten Jahren, als der Anschluß auch an die abgelegensten Gegenden hergestellt wurde durch ein dichtes Netzwerk von Bergpisten.

Life-Projekt zur Erhaltung des Bartgeiers: Im Rahmen des LIFE - NATURE 1998 Programms realisieren das Naturhistorische Museum Kretas und die Griechische ornithologische Gesellschaft ein Projekt "Erhaltung des Bartgeiers (Gyptaetus barbatus) in Griechenland".
Das Projekt begann im Oktober 1998 und wird abgeschlossen im November 2001. Das Projekt wird verwirklicht in zehn Gebirgsgegenden in Griechenland, die zum Netzwerk "Natura 2000" gehören. Sieben davon liegen auf Kreta (Selinou-Berge, Lefka Ori, Asfendou-Kaalikaris, Psiloritis, Kedros, Asteroussia-Berge, Dikti) und drei im Festland Griechenland (Parnass, Giona, Olymp). Diese Gegenden stellen die letzten Refugien der Art in Griechenland dar.
Das Ziel des Projektes ist die Erhaltung des Bartgeiers in Griechenland. Dies wird erreicht durch dringende Maßnahmen zum Schutz der Spezies, die genaue Überwachung der Population der Spezies und durch den Schutz aller Stätten des "NATURA 2000" Netwerks, an denen die Spezies lebt. Mit dem Abschluß des Projekts ist ein dauerhafter Rechtsstatus eingerichtet und spezifische Managementmaßnahmen werden in diesen betroffenen Lebensräumen realisert.

Während der Projektlaufzeit werden folgende Punkte nachdrücklich verfolgt:

- Erhalt des Bartgeiers und Schutz seines Lebensraums in einigen Gegenden durch die Bereitstellung eines Managementplans und Spezifische Umweltstudien (die zu Präsidentenvordnungen für diese Stätten führen)

- Untersuchung über die Möglichkeiten der weiteren Ausbreitung der Art bzw. Erholung der Art, wo dies sinnvoll und möglich ist.

- Einatz von spezifischen Maßnahmebündeln mit dem Ziel des Überlebens des Bartgeiers in Kreta und Griechenland-Festland, wie:

1. Ermutigung zur traditionellen Beweidung und Förderung nachhaltiger Weidesysteme und Landnutzung.

2. Bereitstellung von zusätzlichem Futter für den Bartgeier an passend ausgwählten Stätten.

3. Kontrolle und Schutz der wichtigsten Lebensräume der Spezies besonders Nist-, Brut- und Futterstellen.

4. Zusammenarbeit mit Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), Gruppen und örtlichen Behörden in den Projektzielorten, um bessere Ergebnisse für den Erhalt der Art zu erreichen.

5. Information und Weiterbildung der örtlich betroffenen Bevölkerung durch Herstellung und Verteilung von Informationsmaterial (Broschüren, Videos, Dia-Serien), die Organisation von Seminaren und Vorlesungen und die Einrichtung von Informations-Zentren an strategischen Orten in Griechenland.

6. Verbreitung der Ergebnisse.

* Dieser Text wurde zur Verfügung gestellt vom Museum für Naturgeschichte, Heraklion